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iversity schreibt Wettbewerb zur Produktion von MOOCs aus

11.März 2013  

Schon wieder ein Hinweis darauf, dass 2013 das Jahr der MOOCs wird. Diesmal sind es Nachrichten von iversity.org aus Berlin.

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und iversity (www.iversity.org) vergeben zehn mit je 25.000 Euro dotierte Fellowships zur Produktion von Online-Lehrveranstaltungen. Gemeinsam rufen sie Professorinnen und Professoren aus dem In- und Ausland dazu auf, sich mit einem Konzept für eine Online-Lehrveranstaltung nach dem Vorbild von „Massive Open Online Courses“ (kurz MOOCs) zu bewerben und sich so eine der „MOOC Production Fellowships“ zu sichern.

Das Ziel: „MOOCs groß rausbringen.Die Idee ist super, und die Kosten von 25.000 pro Kurs für die Erstellung von Inhalten eines MOOCs sind aus meiner Sicht realistisch und ausreichend. Also ran an den Speck …

Allerdings sehe ich drei Hürden:
1.) Deutsche Hochschulen sind langsam. Falls iversity.org nicht vorab schon Lobby-Arbeit geleistet hat, wird es nicht ganz leicht werden, innerhalb von 6 Wochen (die Deadline ist am 30. April 2013) ProfessorInnen zu finden, die sich beteiligen. Und: Deutsche Hochschulen sind borniert. So einfach mal einen MOOC zu konzipieren, der für jeden zugänglich ist, das stellt zentrale Werte und Vorstellungen in Frage. Da genügen 6 Wochen nicht, sich zu entscheiden. Dazu kommen die Entscheidungswege: Auch wenn Professoren in Forschung und Lehre frei sind, ist in Zeiten von Modul-Handbüchern und Studiengebühren die Entscheidung über Art und Umfang der Lehre oft ein nicht zu unterschätzender Verwaltungsaufwand.

2.) Geld spielt keine Rolle. Das gilt umso mehr, je hochkarätiger die Universität und ihre Lehrenden sind. Das kann man auch anders sehen, ich behaupte aber: Mittlerweile hat jede Voll-Universität in Deutschland die Ressourcen, selbst einen MOOC auf die Beine zu stellen. Technisch gesehen ist die Austattung an den E-Learning-Zentren und Bibliotheken mittlerweile gut, die meisten Hochschulen haben Lernmanagementsysteme, die sich mit minimaler Adaption auch als Basis für einen MOOC eigenen würden. Auch die personellen Austattung und das didaktische Know-How ist im Prinzip an jeder Uni vorhanden. Es muss nur entdeckt werden.

3.) Wir leben in einem Rechtsstaat. Da ist auch gut so, in manchen Fälle macht das die Sache aber richtig kompliziert. Zum Beispiel, wenn Universitäten Leistungen von nicht immatrikulierten Studierenden zertifizieren sollen. Oder wenn nicht immatrikulierte Studierende die Infrastruktur einer Universtitätsbibliothek von Zeitschriften- bis Software-Lizenzen nutzen möchten. Das bloße Bereitstellen von Lernmaterialien im Internet machen vielen Hochschulen ja heute schon. Ein echter MOOC geht aber einen Schritt weiter und wird diese Fragen lösen müssen.
Und einer letzter Punkt: Mit guter Lehre lässt sich kein Ruhm in der Wissenschaft verdienen. Die Motivation für einen einzelnen Professor einen MOOC anzubieten ist nicht „Bessere Lehre!“, sondern „weniger Aufwand!“.

Mein Fazit: MOOCs bringen endlich auch Schwung in die deutschsprachige Bildungslandschaft. Dazu braucht es Unternehmen, die Konzepte und Dienstleistungen anbieten. Da läuft iversity.org in die richtige Richtung. Allerdings behaupte ich, dass noch mehr Schwung in die ganze Sachen kommen würde, wenn sich nicht nur Hochschulen bzw. Professoren, sondern auch Unternehmen um die MOOC-Fellowships bewerben könnten.

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3 Responses

  1. Hallo Johannes,

    nur ein kurzer Kommentar zu deinem letzten Punkt bezüglich der Unternehmen: das sehen wir ganz genauso! Wenn du auf unsere Webseite gehst (www.iversity.org), siehst du unten, dass wir durchaus schon an Unternehmen gedacht haben. Der Wettbewerb richtet sich nun erstmal an die akademische Welt, da die Vorgabe, dass die Kurse von Professoren angeboten werden müssen, einen klares Kriterium etabliert und so eine gewisse Kohärenz garantiert (sonst gibt’s Sprachkurse, Yoga-Kurse, Selbstfindungskurse etc. und dann wird es irgendwann unseriös…).
    Aber Unternehmen können ja aber durchaus mit Profs zusammenarbeiten! Wir fänden das hochspannend und sind dazu auch schon mit Unternehmen im Gespräch. Die haben ja durchaus auch Stiftungsprofessuren…
    Also falls ihr Unternehmen kennt, die da Interesse dran hätten – gerne weiterleiten!
    Danke!

    Hannes

    • Johannes Moskaliuk sagt:

      Danke für die Antwort und die Klarstellung. In dem Fall wird das Unternehmen aber zum „Dienstleister“ der Universität. Spannend fände ich, wenn ein Unternehmen der Host eines MOOCs ist, und sich gezielt Expertise unterschiedlicher Hochschulen ins Boot holt, um sich zu einem Thema zu positionieren. Dann wird es richtig spannend. Also nicht ein Unternehmen schwimmt mit seiner Stiftungsprofessur im eigenen Saft 😉

      • Ja, klar. Das ist überhaupt nicht ausgeschlossen. Eine Stiftungsprofessur wäre für ein Unternehmen wahrscheinlich bloß ein guter Ansatzpunkt, da die sich auskennen und es einem/r Professor/in wahrscheinlich leichter fällt ein Konzept zu entwerfen (das ja durchaus andere einbinden kann.

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