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Wer bin ich auf Twitter?

30.April 2013  

Dieser Beitrag wurde bereits 2009 auf moskaliuk.com veröffentlicht. Weil mich ein Stöckchen zur Frage „Wer bin ich auf Twitter“ erreicht hat, habe ich den Beitrag ausgegraben. 

Jan Schmidt (2009) stellt in seinem Blog eine Abbildung zur Diskussion, mit der er “die spezifische Architektur des Kommunikationsraums von Twitter visualisieren” möchte. Das finde ich eine spannende Idee und stelle hiermit eine alternative Konzeption vor, die auf dem Ko-Evolutionsmodell von Cress und Kimmerle (2008) basiert. Die Idee des Ko-Evolutionsmodells ist die systemtheoretische Annahme, das Lernen und gemeinsame Wissenskonstruktion als gemeinsame Entwicklung von kognitiven Systemen und sozialen Systemen verstanden werden kann. Beide Systeme beeinflussen sich gegenseitig (sie stören sich) und regen einander zur Weiterentwicklung an.

Anders als bei dem Vorschlag von Jan Schmidt, nehme ich keine zwei Systeme („Spären“) an, die der Verfolgten und der Follower, sondern gehe von einem sozialen System twitter.com. Dieses soziale System ist durch seine Systemgrenzen definiert, nämlich durch die Differenz zwischen System und Umwelt und operiert im Modus „schriftliche Kommunikation in 140 Zeichen“.  Zweiter wichtiger Baustein ist das kognitive System eines Nutzers,  gekennzeichnet durch Operationen wie Denken, Wahrnehmen, Problemlösen. In der Abbildung habe ich das kognitive System des Nutzers vereinfachend „me“ genannt. Beide Systeme („twitter.com“ und „me“) entwickeln sich zunächst unabhängig voneinander dynamisch weiter (vgl. das Konzept der Autopoiesis). Wegen der operativen Geschlossenheit beider Systeme (beide Systeme operieren in unterschiedlichen Operationsmodi) kann es nicht zu einem direkten Austausch von Informationen kommen. Die beiden Systeme können nur in einen Austausch miteinander treten, in dem sich gegenseitig stören (vgl. das Konzept der strukturellen Kopplung) und die Operationsweise des anderen Systems „imitieren“ und sich auf den gemeinsamen Modus „ schriftliche Kommunikation in 140 Zeichen“ einigen. Dann entscheidet ein binärer Code darüber ob etwas Teil des Systems wird oder nicht. Ich unterscheide input codes (die entscheiden ob etwas empfangen wird) von output codes (solche die entscheiden, ob etwas gesendet wird). Diese binären Codes entsprechen dem, was Jan Schmidt als Selektionen bezeichnet.

Der erste Code entscheidet, ob Kommunikation prinzipiell möglich wäre: Austausch findet nur statt, wenn ich jemanden folge (input) und jemand mir folgt (output). Der zweite Code bezieht sich auf die Frage ob eine Nachricht wahrgenommen (input) bzw. abgesendet wird (output). Der dritte Code entscheidet über ob eine Information anschlussfähig ist, also in das System integriert wird. Die drei Codes sind in meinem Modell hierarchisch angelegt. Erst wenn alle drei Codes durchlaufen sind, wird eine Information Teil eines Systems. Bei allen drei Codes wird die also doppelte Kontingenz deutlich, die erst überwunden werden muss, damit Kommunikation stattfindet. Mit diesen drei Codes lässt sich auch modellieren, wann eine Informationen aus den Kreis meiner Verfolgten von mir an meine Follower gesandt wird. Hierzu kann zum Bespiel der Code “Senden” um weitere Selektionskriterien ergänzt werden, z.B. die Aktualität des Themas, den Neuheitswert für die Follower oder die eigene Kompetenz in Bezug auf das Thema.

Soviel in aller Kürze, zum Schluss: Ich freue mich auf Kommentare, Anregungen, Feedback.

References

Schmidt, Jan (2009). Öffentlichkeiten und Informationsselektion bei Twitter. Retrieved December 21, 2009, from Schmidt mit Dete Web site: http://www.schmidtmitdete.de/archives/595

Cress, U., & Kimmerle, J. (2008). A Systemic and Cognitive view on Collaborative Knowledge Building with Wikis. International Journal of Computer-Supported Collaborative Learning, 3 (2), 105-122.

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1 Response

  1. Kosta sagt:

    Ich bin erst seit kurzer Zeit bei Twitter, muss aber gestehen, dass ich mich noch nicht wirklich damit beschäftigt habe und somit kaum Zeit damit verbracht habe. Viele hingegen verbringen anscheinend eine Menge Zeit damit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das auf Dauer noch irgend wie bei mir ändern wird. Irgend wie fehlt da doch das große Interesse dabei und man will doch nur irgend wie dabei sein.

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